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Der Finanzplatz Liechtenstein zeigt Widerstandsfähigkeit

Die weltwirtschaftlichen Herausforderungen halten an. Wie sieht es für die Zukunft des Finanzplatzes Liechtenstein aus?

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Die Vermögensverwaltungsbranche war in den letzten beiden Jahren, wie so viele andere Branchen, stark von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie geprägt.

Die weltweit ergriffenen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie führten zu erheblichen Einbrüchen der Wirtschaft. Unsicherheiten und Ängste wegen Corona und die damit verbundene, extrem erhöhte Verschuldung der Staaten, Unternehmen sowie Privathaushalte brachten zusätzliches Unsicherheitspotential. Nichtsdestotrotz konnten sich die globalen Finanzmärkte in den Jahren 2020 und 2021 sehr gut behaupten. Insbesondere der liechtensteinische Finanzsektor hat sich einmal mehr als zuverlässige Stütze der Realwirtschaft erwiesen. Und auch die liechtensteinische Volkswirtschaft zeigte eine hohe Widerstandsfähigkeit. Für die liechtensteinischen Vermögensverwalter hatte dies zum Ende des vergangenen Kalenderjahres gar eine hohe Neukundengewinnung sowie eine deutliche Steigerung des gesamten verwalteten Vermögens zur Folge.

Aktienmärkte mit Rekordeinbrüchen

Aus finanzwirtschaftlicher Sicht war eine Erholung spürbar, bis am 24. Februar 2022 russische Truppen die Ukraine überfielen und seitdem die (Finanz-)Welt erneut in Atem halten. Bereits im Januar haben sich die Aktienmärkte wie auch die Bondmärkte aufgrund der weltweit gestiegenen Inflationsraten sowie der angekündigten Zinserhöhungen insbesondere in den USA nach unten bewegt. Dieser Negativtrend wurde mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine noch verstärkt. Und so gering die Finanzstabilitätsrisiken hierzulande sowie die realwirtschaftliche und finanzpolitische Verflechtung Liechtensteins mit den betroffenen Ländern auch sein mögen: Man wird die indirekten Effekte dieser geopolitischen Spannungen in einer Phase von hoher Inflation und einer noch nicht abgeschlossenen Erholung von der Covid-19-Pandemie mittel- und langfristig zu spüren bekommen. Die Auswirkungen der weltweit ausgesprochenen Sanktionen gegenüber Russland, die auch Liechtenstein mitträgt, führten bereits zu Lieferengpässen, Erhöhungen der Energie- und Rohstoffpreise, einem zusätzlichen Inflationsschub sowie einer erneuten Ausweitung der Staatsschulden weltweit. Der europäische Aktienmarkt verzeichnete 2022 sein schlechtestes Halbjahr seit 2008. US-Aktien erlitten gar den stärksten Einbruch seit 50 Jahren. Die erneute, grosse Ungewissheit und der Rückgang des Konsumentenvertrauens stellen Investoren in Bezug auf ihre Anlageentscheide vor grosse Herausforderungen. Für die Vermögensverwaltungsgesellschaften spiegelt sich das in tieferen Vermögenswerten und demzufolge einer Reduzierung ihrer Portfoliomanagementgebühren wider. Insbesondere kleinere Vermögensverwaltungsgesellschaften tun sich schwer, solch eine Marktvolatilität gepaart mit den vielen einschneidenden Gesetzesänderungen und Regulatorien in personeller sowie finanzieller Sicht zu bewältigen. Die laufenden Anpassungen im Rahmen der Geldwäscherei-Prävention, neue Vorgaben bezüglich des nachhaltigen Investierens oder die Implementierung der Vorgaben im Bereich der Informationstechnologie fordern enormen bürokratischen Aufwand.

Liechtenstein als sicherer Hafen

All diesen genannten globalen Herausforderungen hält einer stand, wie kein zweiter: der Finanzplatz Liechtenstein. Einerseits seine grenzüberschreitende Dienstleistungsfreiheit mit Zugang zur EU bzw. dem EWR sowie der Schweiz und andererseits die liberalen Rahmenbedingungen, die wirtschaftliche und politische Kontinuität und Stabilität des Landes, die kurzen Entscheidungswege sowie das hohe Mass an Privatsphäre und Rechtssicherheit machen den Standort Liechtenstein für anspruchsvolle Anleger höchst attraktiv. Die wiederholte Bestnote «Triple-A mit stabilem Ausblick» von S&P Global ist gemäss der Ratingagentur auf die positive Entwicklung der Landesrechnung, die gute Vermögenslage der öffentlichen Haushalte sowie eine ausserordentliche Widerstandskraft und breite Diversifikation der liechtensteinischen Wirtschaft zurückzuführen. Aber auch die jüngst publizierten Ergebnisse der Moneyval-Prüfung bescherten Liechtenstein ein sehr positives Resultat bei der Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung. Obschon die erwähnten Auswirkungen des Russland-Ukraine-Konflikts das Wachstum für das laufende Jahr definitiv reduzieren werden, sollte Liechtenstein aufgrund der oben genannten Stärken und seiner Widerstandskraft auch diese Talfahrt in den nächsten zwei Jahren ohne grössere, nachteilige Folgen auf die Volkswirtschaft bewältigen können. Der Finanzplatz Liechtenstein ist als sicherer, kleiner Hafen im Herzen Europas auch in Zukunft prädestiniert für die Vermögensverwaltung.

Fredy Wolfinger, Präsident Verein unabhängiger Vermögensverwalter in Liechtenstein