Wir wollen es uns «verdienen»

Der Finanzplatz Liechtenstein hat die pandemiebedingten großen Herausforderungen erfolgreich gemeistert. Die resilienten Geschäftsmodelle haben sich bewährt. Sie können mit den traditionellen Werten Stabilität, Qualität oder Verlässlichkeit umschrieben werden. Diese Tradition ist wichtig – nicht als Lippenbekenntnis, sondern als Versprechen. «Denken in Generationen» ist die Kurzform dafür. Sie steht in idealer Weise für ein auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit aufgebautes Geschäftsmodell, das die Kundin beziehungsweise den Kunden ins Zentrum des Denkens und Handelns rückt. Für uns ist klar, dass es keine Zukunft ohne Vergangenheit gibt. Dies bedeutet aber nicht, dass wir stillstehen und uns nicht mit neuen Herausforderungen beschäftigen. Innovation ist daher für den Finanzplatz Liechtenstein genauso wichtig wie die beschriebene Tradition.

Nachhaltigkeit und Innovation sind demzufolge auch die beiden Triebfedern für die «Roadmap 2025», die neue Wachstumsstrategie des Liechtensteinischen Bankenplatzes. Eine anspruchsvolle Zielsetzung, die wir aber aus einer Position der Stärke verfolgen. Denn die Banken sind die wichtigste Branche auf dem für Liechtenstein bedeutenden Finanzplatz. Sie beschäftigen mehr als 2000 Mitarbeitende allein in Liechtenstein und total über 5000 an mehr als 20 Standorten weltweit. Insgesamt verwalten sie Vermögen von über CHF 360 Mrd. (= rund EUR 336 Mrd.) und zählen mit einer Kernkapitalquote von durchschnittlich mehr als 20% international zu den stabilsten Banken.

Umfassende Nachhaltigkeit

Die «Roadmap 2025» setzt einen noch größeren Schwerpunkt auf das Thema «Nachhaltigkeit» als dies bereits bis jetzt der Fall war. Das Ziel ist ambitiös: der Bankenplatz soll eine maßgebende und gestaltende Rolle in der Transformation der globalen Wirtschaft und Gesellschaft zu mehr Nachhaltigkeit einnehmen und mit seinen Produkten und Dienstleistungen eine echte Wirkung zum Nutzen aller Kunden und der zukünftigen Generationen erzielen. Dieser Umbau wird in den nächsten Jahren hohe Summen benötigen, eröffnet aber auch riesige, neue Chancen.
So braucht es weltweit gemäß Schätzungen 7 Billionen US-Dollar, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Davon wird derzeit nur gerade ein Siebtel von der Öffentlichen Hand abgedeckt. Ein substanzieller Teil muss von der Privatwirtschaft kommen. Darüber hinaus zeigte der jüngste «Better Business, Better World» – Bericht, dass die Verfolgung nachhaltiger und integrativer Geschäftsmodelle bis 2030 wirtschaftliche Geschäftschance im Wert von mindestens 12 Billionen US-Dollar pro Jahr erschließen und bis zu 380 Millionen Arbeitsplätze schaffen könnte. Und hier können insbesondere die Liechtensteiner Banken als traditionelle Intermediäre eine wichtige Rolle spielen. Wir wollen diese finanziellen Mittel mobilisieren und kanalisieren.

Liechtenstein definiert Nachhaltigkeit aber nicht ausschließlich mit Klimafragen. Für uns geht Nachhaltigkeit viel weiter und durchdringt unser ganzes Handeln. So orientiert sich dieser umfassende Ansatz an den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen. Zwei Beispiele dafür: Mit dem «Waterfootprint Liechtenstein» erhalten von Wasserarmut betroffene Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Als Gründungsland der FAST-Initiative (Fight Against Slavery and Trafficking) setzt sich Liechtenstein seit längerem für den Kampf gegen Menschenhandel und Sklaverei ein. Auch nachhaltige Geschäftspraktiken gehören dazu. So bekennen sich Land und Finanzplatz seit vielen Jahren zur Einhaltung von internationalen Standards – insbesondere auch in Geldwäscherei- und Steuerfragen. Null Toleranz ist nicht bloß eine Worthülse, sondern wird immer wieder eingefordert. Schließlich wirtschaften Liechtensteins Banken sehr langfristig orientiert. Der erwähnte generationsübergreifende Beratungsansatz zeigt sich auch darin, dass der Bankenplatz seit jeher stärker an langfristigen Kundeninteressen
interessiert war als am kurzfristigen Gewinnstreben.

Wenn wir also eingangs von «verdienen» sprechen, dann meinen wir damit, dass wir unserer Verantwortung gegenüber unseren Kunden, unserer Gesellschaft und Umwelt nachkommen, dass wir als Dienstleister einen Mehrwert schaffen. Dadurch wollen wir das täglich in uns gesetzte Vertrauen verdienen und nachhaltig wachsen.

Simon Tribelhorn, Geschäftsführer des Liechtensteinischen Bankenverbandes

Artikel teilen

Weitere News

Stiften in Liechtenstein

Während das österreichische Stiftungsrecht dringend eine Verjüngungskur notwendig hätte, ist man in Liechtenstein um einiges weiter – und damit über die Grenzen hinaus als Stiftungsstandort attraktiv.

weiterlesen

F.A.Z. Konferenz Nachhaltigkeit & Kapitalanlage

Nachhaltige Anlagestrategien spielen in professionellen Portfolien eine immer grössere Rolle. An der Konferenz Nachhaltigkeit & Kapitalanlage diskutierten professionelle Anleger und Anlageexperten aktuelle Fragestellungen bei der nachhaltigen Kapitalanlage.

weiterlesen