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Private Label Fonds: In Liechtenstein weit mehr als eine Nische

Liechtenstein bietet für Fonds und im speziellen für Private Label Fonds optimale Rahmenbedingungen.

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In den meisten Fondsdomizilen spielen Private Label Fonds nur eine Nebenrolle; teils entsteht gar der Eindruck, sie seien nicht willkommen. Ganz anders präsentiert sich die Situation in Liechtenstein.

Kein anderes Land mit Zugang zum europäischen Binnenmarkt über das sogenannte Passporting ist so stark auf Private Label Fonds spezialisiert wie das Fürstentum. Diese machen rund 85 Prozent aller in Liechtenstein verwalteten Fonds aus – mit steigender Tendenz.

Zwar fehlt es auf europäischer Ebene an einer flächendeckenden Statistik zur Anzahl von Neugründungen, doch unter den verfügbaren Vergleichsländern nimmt Liechtenstein eine Spitzenposition ein.

Einzigartige Rahmenbedingungen

Das bemerkenswerte Wachstum des Fondsstandorts Liechtenstein beruht auf mehreren Faktoren. Während in vielen Ländern die Aufmerksamkeit auf grosse Fondsgesellschaften fokussiert ist, hat Liechtenstein gezielt die Nische der Private Label Fonds besetzt und dafür optimale Voraussetzungen geschaffen.

Besonders kurze Zulassungsfristen und eine entsprechend reduzierte Time-to-Market sind dabei entscheidend – denn Verzögerungen kosten Fondspromotoren nicht nur Geld, sondern können auch das zur Verfügung gestellte Seed Capital gefährden. Die Kapitalgeber wollen nicht «ewig» warten und dabei die Gelder womöglich ohne Rendite brach liegen lassen.

Zügige Zulassungsverfahren: gesetzlich verankert

Liechtenstein hat gesetzlich verankerte Maximalfristen für die Fondszulassung eingeführt: Für UCITS (OGAW, Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren) beträgt diese zehn Arbeitstage und für Alternative Investmentfonds (AIF) zwanzig Arbeitstage. In der Praxis werden die Verfahren sogar deutlich schneller abgeschlossen – im Durchschnitt in nur fünf Arbeitstagen. Dabei wird dennoch grossen Wert auf eine gründliche Prüfung gelegt.

Die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) zeigt sich zudem offen für vorbereitende Gespräche mit Fondspromotoren und Fonds-Verwaltungs-gesellschaften, was sich insbesondere bei komplexeren Fondsprojekten für alle Seiten als vorteilhaft erweist.

Auch bei laufenden regulatorischen Anliegen punktet die FMA mit kurzen Reaktionszeiten, was den administrativen Aufwand erheblich reduziert – ein klarer Vorteil für Fonds-Verwaltungsgesellschaften wie auch für Asset Manager.

Keine zusätzliche Überregulierung

Als EWR-Mitglied übernimmt Liechtenstein die EU-Fondsregulierung vollständig und ist sogar dazu verpflichtet, verzichtet aber im Gegensatz zu vielen anderen Fondsdomizilen bewusst auf sogenanntes «Goldplating», also zusätzliche nationale Verschärfungen. Damit wird der bürokratische Aufwand nicht unnötig weiter erhöht. Hinzu kommt ein weiterer Standortvorteil: Liechtenstein erhebt auf Fonds keinerlei Steuern.

Passporting auch für Fondsadministration

Die Kombination dieser Vorteile macht Liechtenstein zu einem sehr attraktiven Fondsdomizil – auch für Private Label Fonds-Anbieter aus etablierten Standorten wie zum Beispiel Luxemburg. Denn über das Passporting können Fonds nicht nur EU-weit vertrieben, sondern auch grenzüberschreitend gegründet und verwaltet werden. Wie ein führender europäischer Marktteilnehmer kürzlich formulierte: «Am Fondsdomizil Liechtenstein führt kein Weg mehr vorbei.»

Die liechtensteinischen Fondsgesellschaften begrüssen das wachsende internationale Interesse, da es die hervorragenden Standortvorteile stärker in den Fokus rückt. Gleichzeitig muss man die internationale Konkurrenz nicht scheuen: Die heimischen Anbieter geniessen einen ausgezeichneten Ruf für Service- und Verwaltungsqualität.

Besondere Vorteile für die Schweiz

Neben der Tatsache, dass Liechtenstein auf Fonds keine Steuern wie die Taxe d’abonnement erhebt, gibt es noch einen zweiten Steuervorteil für Schweizer Anleger. Liechtensteinische Fonds werden aufgrund des Zollvertrags mit der Schweiz steuertechnisch wie inländische Produkte behandelt. Somit fallen keine Stempelabgaben bei der Ausgabe von Fondsanteilen an.

Auch in operativer Hinsicht bietet Liechtenstein für Schweizer Asset Manager attraktive Rahmenbedingungen: geringe Reisezeiten, keine physische Anwesenheit erforderlich, ein nahezu identisches Rechts- und Sprachverständnis sowie kulturelle Nähe – ideale Voraussetzungen für eine unkomplizierte, effiziente Zusammenarbeit.

David Gamper, Geschäftsführer Liechtensteinischer Anlagefondsverband