Nachhaltigkeit in Anlageprodukten: Verständlich und vergleichbar

Das Interesse an nachhaltigeren Anlageprodukten ist in den vergangenen Jahren erfreulich stark gestiegen. Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2022 des CFA Institute, einer weltweiten Vereinigung von über 175 000 Finanzanalysten, haben 100 Prozent der institutionellen Anleger und 77 Prozent der privaten Anleger Interesse an Anlageprodukten, die Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen. Als Reaktion auf das Interesse der Anleger an Nachhaltigkeit hat die Vermögensverwaltungsbranche eine Vielzahl von Ansätzen entwickelt, um Nachhaltigkeitsthemen in den Anlagezielen und dem Anlageprozess eines Anlageprodukts zu berücksichtigen. In einem einzigen Anlageprodukt lässt sich mehr als ein Nachhaltigkeitsansatz verwenden: Und diese Nachhaltigkeitsansätze können auf unterschiedliche Weise und zur Berücksichtigung verschiedener Nachhaltigkeitsthemen eingesetzt werden. Entsprechend gibt es auf dem Markt eine Fülle an nachhaltigen  Anlageprodukten, und es ist schwierig, diese Produkte in klar definierte Kategorien einzuordnen.

Irregeführte Anleger

Darüber hinaus ist die Terminologie, die mit der Einbeziehung von Nachhaltigkeitsansätzen in Anlageprodukten verbunden ist, nicht standardisiert. Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass derselbe Begriff bei unterschiedlichen Nachhaltigkeitsansätzen oder Arten von Anlageprodukten angewendet wird – oder umgekehrt, dass sich verschiedene Begriffe auf denselben Nachhaltigkeitsansatz bzw. dieselbe Art von Anlageprodukten beziehen. Diese Faktoren haben zu einer Zunahme von Greenwashing geführt, d. h. zu einer Situation, in der Offenlegungen die Anleger absichtlich oder versehentlich über die in einem Anlageprodukt verwendeten Nachhaltigkeitsansätze, dessen Nachhaltigkeitseigenschaften oder den Grad dessen Einflusses auf Nachhaltigkeitsthemen täuschen. Es ist unwahrscheinlich, dass sich Greenwashing mit einer einzigen Lösung vollständig beseitigen lässt. Vielmehr werden mehrere, sich gegenseitig verstärkende Ansätze erforderlich sein, um diese Problematik global zu adressieren.

Volle Transparenz

Dazu beitragen können länderübergreifende Regulierungen (z. B. die Sustainable Finance Disclosure Regulation in der EU/Europa), Branchenstandards (z. B. der Offenlegungsstandard Nachhaltigkeit in Anlageprodukten vom CFA Institute) oder Bildungsprogramme (z. B. das Zertifikat nachhaltiges Anlegen vom CFA Institute). Mit seinem Offenlegungsstandard «Nachhaltigkeit in Anlageprodukten» beharrt das CFA Institute auf den Prinzipien der fairen Darstellung und vollständigen Offenlegung: Es wird verständlich und vergleichbar offengelegt, wie Nachhaltigkeit in den Anlagezielen, dem Anlageprozess und/oder den Stewardship-Aktivitäten eines Anlageprodukts berücksichtigt wird. Als erster globaler Standard überhaupt kann er für alle Arten von Anlagevehikeln und über alle Anlageklassen hinweg angewendet  werden. Anwendern ist es dabei überlassen, dem Offenlegungsstandard für einzelne oder alle Anlageprodukte zu folgen.

Sensibilisierung durch Bildung

Das CFA Institute verstärkt seine Bestrebungen nach Transparenz und Fairness noch weiter mit dem Zertifikatsstudiengang nachhaltiges Anlegen (Certificate in ESG Investing). Hierbei handelt es sich um eine global anerkannte Qualifikation, welche die wichtigsten  Grundlagen für die Integration von Nachhaltigkeit ins Vermögensverwaltungsgeschäft vermittelt. Das Zertifikat richtet sich an Personen, die im Finanzwesen tätig sind – einschliesslich Produktentwicklung, Anlageberatung, Vermögensverwaltung, Risikomanagement und Vertrieb – sowie für alle, die ihr Verständnis für Nachhaltigkeitsthemen verbessern möchten. Als eine von 162 CFA Societies weltweit ist die CFA Society Liechtenstein Teil dieses globalen Netzwerkes unter dem Dach des CFA Institute, das über alle Finanzmarktakteure hinweg für höchste ethische Standards einsteht und die Transparenz und Integrität der Finanzplätze fördert.

Lukas Vogt, Mitglied des Vorstandes der CFA Society Liechtenstein

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