Nachhaltig investieren – ein Megatrend? Nein, der neue Standard!
Nein, der neue Standard! Die Nachfrage nach Nachhaltigkeit hält sich nachhaltig. Das Interesse ist sowohl bei privaten wie auch institutionellen Anlegern vorhanden.
Das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen wächst und wächst. Man könnte fast sagen: Die Nachfrage nach Nachhaltigkeit hält sich nachhaltig! Das Interesse ist sowohl bei privaten wie auch institutionellen Anlegern vorhanden.
Nachhaltigkeitsüberlegungen als Entscheidungsgrundlage
Laut einer aktuellen Studie von J.P. Morgan AM, welche bei 1000 Personen in Deutschland durchgeführt wurde, gaben rund 75% der Befragten an, das Thema Nachhaltigkeit zumindest teilweise in ihren Portfolios verankert zu haben. Mehr als zwei Drittel der Befragten wünschen zudem, dass das Verhältnis zwischen auf Nachhaltigkeit bzw. auf Ertrag ausgerichtete Investments im Zweifelsfall mindestens ausgewogen oder gar zu Gunsten von Nachhaltigkeit ausfallen soll. Auch bei institutionellen Investoren zeigt sich gemäss einer Studie von Mercer im Jahr 2021 ein ähnliches Bild. Rund 76% der Befragten gaben an, ESG-Themen in ihre Anlageentscheide miteinzubeziehen. Die Studie umfasste 850 institutionelle Anleger mit einem Gesamtvermögen von rund einer Billion Euro.
Rechtlicher Rahmen auf EU-Ebene
Ein Zufall? Wohl kaum. Mit Verabschiedung des EU-Aktionsplans zum Thema «Sustainable Finance» im Jahre 2018 wurde die Basis für eine Regulierung von Finanzmarktakteuren sowie grösseren Unternehmen (mehr als 500 Mitarbeitende) rund um das Thema «Nachhaltigkeit» geschaffen. Seit Mai 2022 sind diese auch in Liechtenstein angehalten, die Bestimmungen aus dem EWR-Finanzdienstleistungs-Nachhaltigkeits-Durchführungsgesetz (kurz EWR-FNDG) umzusetzen. Dabei wird ein Finanzunternehmen zukünftig auch hierzulande die Frage nach Nachhaltigkeitspräferenzen im Rahmen der Anlegerberatung stellen (MiFID II). Ein kluger und wirksamer Schachzug auch für den Typ Investor, der nicht von klein auf mit dem Thema Klimawandel und Co. konfrontiert war und eine stärkere Begleitung und Beratung sowie eine erhöhte Transparenz rund um das Thema Nachhaltigkeit erwartet.
Andere Generation, andere Prioritäten
Ein weiterer Grund liegt darin, dass naturgemäss ein Vermögenstransfer zwischen alter und neuer Generation stattfindet. Wenn man dabei berücksichtigt, dass laut einer weiteren Studie von MSCI aus dem Jahre 2020 knapp 95 Prozent der Millennial-Investoren an nachhaltigen Investments interessiert sind, und in den nächsten Jahren der beträchtliche Vermögenstransfer der Baby-Boomers Generation zu den Millennials fortgeführt wird, kann diese Regulierung durchaus als Win-Win-Win-Konzept sowohl für Anleger, Unternehmen sowie letztlich natürlich auch für Mensch, Natur und Umwelt verstanden werden.
Hand in Hand
Glaubt man an das Prinzip von Angebot und Nachfrage, so wird sich der Megatrend des nachhaltigen Investierens zu einem neuen Standard entwickeln und den vermeintlichen Zielkonflikt zwischen Nachhaltigkeit und Performance eliminieren. Zahlreiche Studien belegen schon heute, dass Nachhaltigkeitsindizes in Sachen Performance den traditionellen Indizes keineswegs nachstehen. Im Gegenteil.
Die Transformation wird sich unaufhaltsam ihren Weg bahnen. Nachhaltig zu agieren, kann selbst aus rein «kapitalistischen» Gründen ein zentrales Thema sein. Durch die erhöhten Transparenzanforderungen, die detailliertere Datenbasis sowie dem gestiegenen Marktdruck werden Implementierungen von Nachhaltigkeitsaspekten auf Unternehmensebene vermehrt auch aus Eigeninteresse vollzogen, um so weiterhin eine valable Adresse für Kapitalplatzierungen zu bleiben.
Markt reduziert Eintrittshürden für Anleger
Bereits im Jahr 2016 veröffentlichte die Vereinigung liechtensteinischer gemeinnütziger Stiftungen und Trusts (VLGST) eine Information für Stiftungsräte gemeinnütziger Stiftungen namens «Nachhaltig Investieren». Heute, 6 Jahre später, sprechen wir von einem deutlich veränderten, weitaus transparenteren Marktumfeld. In diesem Fall hilft die Regulatorik dabei, allfällige Barrieren infolge von Risikoüberlegungen wie Intransparenz oder Greenwashing zu reduzieren, und fördert damit den Gang zu neuen Ufern. Unter diesen Voraussetzungen braucht es keinen Mut zum nachhaltigen Investieren. Vielmehr führt an Nachhaltigkeit rund um Finanzanlagen kein Weg mehr vorbei. Von der ESG-/SDG-Integration über Normen- und Ausschlusskriterien bis hin zu einer direkten oder indirekten Mitgestaltung der Unternehmenspolitik (bspw. Proxy Voting) sind die Möglichkeiten heutzutage umfassend, um Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen. Es ist daher zu empfehlen, sich unter Beizug eines Finanzberaters aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Denn nachhaltig zu investieren, fristet heute längst kein Schattendasein mehr, sondern wird mehr und mehr zur Normalität.
Markus Büchel, Mitglied des Vorstands Vereinigung liechtensteinischer gemeinnütziger Stiftungen und Trusts