Fondsbranche Liechtenstein trotzt 2022 dem europäischen Trend

Der Fondssektor war 2022 geprägt von Kursrückgängen und Mittelabflüssen der Anleger. Das Fondsvolumen ging europaweit um 12,8 Prozent zurück. Erfreulicherweise konnte sich Liechtenstein diesem Trend grösstenteils entziehen. Zwar spürte die heimische Fondsbranche ebenso die negativen Entwicklungen an den Börsen, die Kursverluste konnten aber durch einen Rekord an Neuveranlagungen in Höhe von 5,8 Mrd. CHF (plus 26 Prozent gegenüber 2021) fast vollständig ausgeglichen werden. Die Anzahl der Fondsgründungen ist ein weiteres Mal – das sechste Jahr in Folge – gestiegen. Laut den aktuellen Marktdaten der European Fund and Asset Management Association (EFAMA) liegt Liechtenstein damit beim Zuwachs der Fondsanzahl seit 2016 in Europa hinter Irland und Deutschland an dritter Stelle, noch vor Ländern wie Luxemburg, Grossbritannien und Frankreich. Alle Angaben sind exklusive ausländischer Tochterunternehmen oder im Ausland verwalteter Fonds.

Die Rahmenbedingungen stimmen

Die Zahl der Fondsgründungen ist für die liechtensteinische Fondsbranche besonders wichtig, da sie ein sehr wichtiger Indikator für die zukünftige Entwicklung der verwalteten Gelder ist. Ein Grossteil der neuen Fonds wurde von externen Asset Managern bei den liechtensteinischen Fondsgesellschaften aufgelegt, sind also sogenannte Private Label Fonds. Sehr viele dieser Asset Manager kommen aus dem Ausland, die meisten davon aus der Schweiz. Sie nutzen den Marktzugang Liechtensteins in den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). 2022 wurde dieses sogenannte Passporting umfangreich genutzt. Liechtensteinische Fonds wurden in 24 Staaten des EWR sowie in der Schweiz vertrieben. Stark zunehmend ist aber auch der deutsche Markt und vermehrt kommen auch Anfragen aus nicht deutschsprachigen Ländern. Die gestiegene Nachfrage ausländischer Fondspromotoren ist ein klares Indiz für das ausgezeichnete Umfeld, das in den letzten Jahren geschaffen wurde, sowie für die Qualität und Leistungsfähigkeit der liechtensteinischen Anbieter. Zügige Prozesse und hohe Servicequalität zählen zu den wesentlichen Erfolgsfaktoren des Standortes. Die Basis für eine fruchtbare Zusammenarbeit bildet das Vertrauen in den Standort Liechtenstein. Das rechtlich, politisch und wirtschaftlich stabile Umfeld mit attraktiven steuerlichen Rahmenbedingungen bietet ideale Voraussetzungen für eine langfristige Vermögensplanung.

Konform mit internationalen Regeln

Zugute kommt dem Fondsplatz ebenso das sehr gute Abschneiden Liechtensteins beim Moneyval Assessment, bei dem die Effektivität der Massnahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung geprüft wurde, sowie die optimale Bewertung bei der Überprüfung der Durchführung des Automatischen Informationsaustausches (AIA) durch das Global Forum der OECD. Diese Konformität mit den internationalen Regeln trägt sehr viel zur Reputation Liechtensteins und somit zur Attraktivität des Fondsplatzes bei.

Sehr wichtig in diesem Zusammenhang ist aus meiner Sicht auch die internationale Einbindung der Finanzmarktaufsicht (FMA) Liechtenstein. Durch die EWR-Mitgliedschaft ist sie Mitglied in allen drei Europäischen Finanzaufsichtsbehörden: der Bankenaufsicht (EBA), der Aufsicht für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) und der Wertpapieraufsicht (ESMA). Damit verfügt sie, abgesehen von Stimmrecht, über dieselben Rechte und Pflichten wie die nationalen Aufsichtsbehörden der EU. Ebenso ist sie Mitglied in den wichtigsten globalen Aufsichtsgremien wie zum Beispiel der Internationalen Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO).

David Gamper, Geschäftsführer Liechtensteinischer Anlagefondsverband

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