Erster Philanthropiereport: Transparenz im Stiftungs- und Vereinswesen
Der erste Philanthropiereport zeigt dank der Erhebung relevanter Kennzahlen erstmals die Struktur und Wirkung der Philanthropie in Liechtenstein auf.
Das Center für Philanthropie der Universität Liechtenstein hat den ersten umfassenden
Philanthropiereport für Liechtenstein veröffentlicht. Die Bestandesaufnahme schliesst eine
lange bestehende Datenlücke und bietet erstmals eine systematische, wissenschaftlich
fundierte Gesamtschau des Stiftungs- und Vereinssektors.
In Liechtenstein hat Philanthropie eine lange Tradition. Eine ausgeprägte Kultur des Gebens und
stabile Institutionen fördern das Engagement. Neben internationalen Stiftern engagieren sich
auch viele Einheimische in Stiftungen, Vereinen und ehrenamtlich.
«Mit dem Report schliessen wir eine wichtige Lücke: Erstmals liegt eine umfassende,
wissenschaftlich fundierte Gesamtschau vor, die Klarheit schafft und die Vielfalt der
Philanthropie in Liechtenstein sichtbar macht», erklärt Prof. Marc Gottschald, Direktor des
Centers für Philanthropie.
Im Fokus stehen die beiden tragenden Säulen des Gemeinwohls: Stiftungen und Vereine.
Eigenständig erhobene Daten quantifizieren erstmals das Engagement im Land und zeigen, wie
stark diese Organisationen das gesellschaftliche Fundament prägen. Gottschald ergänzt: «In
dieser Form und Tiefe wurden entsprechende Kennzahlen für Liechtenstein bislang noch nie
systematisch erhoben und ausgewertet. Der Report bietet damit eine verlässliche Datenbasis,
die fundierte Einblicke in Struktur und Wirkung der Philanthropie erlaubt.»
1564 Stiftungen mit philanthropischem Zweck
Die Analyse beleuchtet das gesamte philanthropische Potenzial des Landes. Zum Stichtag
31. Dezember 2024 zählte Liechtenstein 1564 Stiftungen mit philanthropischem Zweck. Diese Zahl
setzt sich zusammen aus 1398 überwiegend gemeinnützigen Stiftungen sowie 166 überwiegend
privatnützigen Stiftungen, deren Statuten zumindest teilweise gemeinnützige Aktivitäten
zulassen.
Themenfokus: Soziales, Kultur, Umwelt
Inhaltlich liegt der Fokus der Stiftungen klar auf dem sozialen Bereich (19,3 Prozent). Es folgen
Wissenschaft/Forschung sowie Kunst/Kultur, die jeweils rund 14 Prozent der Stiftungen fördern.
Bei Neugründungen der letzten zehn Jahre zeigt sich eine Verschiebung hin zu globalen
Herausforderungen: Die Bereiche Umwelt (11,5 Prozent) sowie Entwicklungs- und
Katastrophenhilfe (9,8 Prozent) gewinnen an Relevanz. Demgegenüber verlieren klassische
Bereiche wie Bildung und Gesundheit leicht an Gewicht. Strategisch verfolgt der Grossteil eine
Spezialisierung: 68 Prozent der Stiftungen beschränken sich auf nur eine oder zwei
Zweckkategorien.
Internationale Ausrichtung bestätigt Spitzenrang
Die geografische Ausrichtung unterstreicht Liechtensteins internationale Offenheit: Nur drei
Prozent der Stiftungen beschränken ihre Tätigkeit explizit auf das Inland. Der Grossteil ist sowohl
im Inland als auch im Ausland tätig.
Die internationalen Rahmenbedingungen bleiben exzellent: Liechtenstein belegt zum zweiten Mal nach 2022 den ersten Rang im Global Philanthropy Environment Index (GPEI) 2025. Die Spitzenposition bestätigt die besonders förderlichen rechtlichen, steuerlichen und gesellschaftlichen Bedingungen.
Ziel des Reports ist es, Wissen zu bündeln, Praxis und Wissenschaft zu verbinden und
Philanthropie in und aus Liechtenstein weiter zu stärken – und neue Impulse für Engagement,
Mitwirkung und Stiften zu setzen.