Auch Stiftungen sind gefordert

Nicht nur der Zweck einer Stiftung, sondern auch deren Vermögensanlage kann zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen.

Mit gemeinnützigen Stiftungen nach liechtensteinischem Recht verbindet sich oft der Wunsch, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und aktiv an deren positiver Gestaltung mitzuwirken. Die Welt soll langfristig eine bessere werden, lautet das implizite Ziel.

Während der Stiftungszweck und damit die Verwendung von Substanz und Erträgen des Stiftungsvermögens in der Regel klar definiert sind, wird der Zusammenhang zwischen der Kapitalanlage des Stiftungsvermögens und dem Stiftungszweck oft vernachlässigt. Gerade bei gemeinnützigen Stiftungen ist es sehr wichtig, dass die Geldanlage den Prinzipien des Stiftungszwecks nicht widerspricht, sondern bestenfalls die Zweckerreichung unterstützt. Liegt beispielsweise der Stiftungszweck im Erhalt der natürlichen Umwelt, stünde ein Anlageportfolio aus Unternehmen, die einen hohen CO2-Ausstoss haben und diesbezüglich auch keine Verbesserungen anstreben, zu diesem Ziel in krassem Widerspruch.

Das Vermögen nachhaltig zu investieren, ist deshalb auch für Stiftungen in den letzten Jahren zunehmend wichtiger geworden. Als nachhaltiges Anlegen bezeichnet man Investmentansätze, die bei der Auswahl und Verwaltung von Anlagen neben finanziellen Aspekten auch sogenannte ESG-Kriterien berücksichtigen, also ökologische und soziale Kriterien sowie Grundsätze der guten Unternehmensführung. Das Ziel besteht darin, eine attraktive finanzielle Rendite zu erzielen und gleichzeitig einen positiven Beitrag für Gesellschaft und Umwelt zu leisten.

Transparenz ist wichtig

Sinnvolles und erfolgreiches nachhaltiges Investieren setzt zunächst voraus, dass sich eine Stiftung überlegt, ob und in welchem Ausmass sie bei ihrer Vermögensanlage Kriterien der Nachhaltigkeit berücksichtigen möchte und welche Themen ihr dabei wichtig sind. Um den unterschiedlichen Nachhaltigkeitspräferenzen unserer Kundinnen und Kunden gerecht zu werden, hat die LGT, die weltweit grösste von einer Unternehmerfamilie gehaltene Private-Banking und Assetmanagement-Gruppe, vier Profile definiert: ein traditionelles Profil und die drei nachhaltigen Profile „Basic“, „Enhanced“ und „Enhanced Plus“, die jeweils bestimmte Nachhaltigkeitsniveaus repräsentieren.

Ebenso wichtig ist aber auch, dass man beim Investieren die ökologische und soziale Qualität von Anlagen zuverlässig einschätzen kann. Und gerade diesbezüglich herrscht oft noch zu wenig Transparenz. Eine der negativen Folgen davon sind die zunehmenden Fälle von Greenwashing, wo Anlageprodukte als nachhaltiger angepriesen werden, als sie tatsächlich sind.

Um das Informationsdefizit hinsichtlich der Nachhaltigkeit von Finanzanlagen zu beseitigen, haben wir das LGT Sustainability Rating entwickelt, mit dem wir Aktien, Anleihen, Fonds und Exchange Traded Funds (ETFs) bewerten. In den Bewertungsprozess fliessen unternehmens- und länderspezifische Rohdaten von sechs renommierten Anbietern von Nachhaltigkeitsdaten ein. Die Analyse berücksichtigt das operative Geschäft, den positiven oder negativen Impact von Produkten und Dienstleistungen sowie negative Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem Geschäftsbetrieb oder den Produkten und Dienstleistungen. Ergebnis dieses quantitativen Bewertungsprozesses ist ein Rating, das von einem Stern (ungenügend) bis zu fünf Sternen (exzellent) reicht. Für unsere Kundinnen und Kunden ist somit auf einen Blick transparent, wie umwelt- und sozialverträglich eine Anlage oder ein ganzes Portfolio ist.

Konkrete Umsetzung

Um nachhaltige und wirkungsvolle Anlagelösungen realisieren zu können, setzen wir auf drei Ansätze: Erstens vermeiden wir durch den Ausschluss kontroverser Unternehmen und Länder diejenigen Anlagen, welche eine signifikant negative Auswirkung auf Gesellschaft und Umwelt haben. Zweitens integrieren wir neben finanziellen Faktoren systematisch ESG-Kriterien in unseren Investmentprozess. Hierbei stützen wir uns für eine Vorauswahl auf das oben erwähnte LGT Sustainability Rating. Zusätzlich führen unsere Experten eine detaillierte qualitative Nachhaltigkeitsanalyse der einzelnen Firmen und Emittenten durch. Drittens setzen wir auf den Ansatz der aktiven Eigentümerschaft, wo es darum geht, Aktionärsrechte zu nutzen und mit den Unternehmen in einen aktiven Dialog zu treten, um sie zu nachhaltigerem Handeln zu bewegen. Für die konkrete Implementierung setzen wir bei der Vermögensverwaltung und -beratung neben Direktanlagen in Aktien und Anleihen von nachhaltigen Unternehmen und Emittenten auch sorgfältig ausgewählte Aktien- und Obligationenfonds sowie ETFs ein. Hierzu können auch Themenfonds gehören, die bestimmte globale Herausforderungen adressieren, zum Beispiel Wasserknappheit.

Ausblick

Verschiedene Initiativen auf dem Finanzplatz Schweiz und auf EU-Ebene bieten Rückenwind zu verstärktem, nachhaltigem Anlegen. Die Finanzbranche wird künftig weitreichende Offenlegungspflichten zu erfüllen haben und arbeitet an der Schaffung einer erhöhten Transparenz hinsichtlich der nachhaltigkeitsbezogenen Chancen und Risiken von Finanzinstrumenten. Die Informationslage für Investoren wird sich also weiter verbessern, sodass diese in Zukunft noch fundiertere Anlageentscheidungen zur nachhaltigen Aufstellung ihres Portfolios treffen können. Damit haben es auch Stiftungen in der Hand, die richtigen Weichen für eine nachhaltige Vermögensanlage zu stellen.

Antonius Knep, Head Portfoliomanagement Sustainability, LGT Bank (Schweiz) AG, Zürich, Dietmar Arzner, Head Wealth Planning, LGT Bank AG, Vaduz

 

Liechtenstein: Ein nachhaltiger Finanzplatz

Die wirtschaftliche und politische Stabilität Liechtenstein kombiniert mit dem breit gefächerten Dienstleitungsangebot seines Finanzplatzes bieten ideale Rahmenbedingungen, um das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich voranzutreiben. So hat das Fürstentum im Kampf gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei etwa die «Liechtenstein Initiative» und als erstes Land der Welt die Waterfootprint-Initiative lanciert, um Menschen den Zugang zu Wasser zu verschaffen. Nachhaltigkeit im Finanzwesen ist denn auch einer der drei Pfeiler der Zukunftsstrategie des Bankenplatzes, der zudem seit 2018 dem internationalen Netzwerk «Financial Centers for Sustainability» angehört. Der von Regierung und Finanzplatzverbänden gegründete Verein «Liechtenstein Finance» betreibt aktive Informationsarbeit zu den Tätigkeiten und Massnahmen des Finanzplatzes: www.finance.li

 

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